„Bewundern wir, auch wenn wir nicht begreifen“, schrieb ein ob der Heidersbergerschen Rhythmogramme begeisterter Jean Cocteau in einem an ihn adressierten Brief von 1962. Die Hervorbringungen jener Maschine, die der Fotokünstler in den 1950er Jahren entworfen und selbst konstruiert hatte, deutete der französische Schriftsteller und Filmregisseur, damals längst schon Mitglied der Académie française, als einen „Beweis dafür, daß der Zufall für die Poeten nicht existiert, oder besser, daß sie ihm einen anderen Namen geben“.
Während zeitgleich auch Oskar Kreisel oder Peter Keetman Lichtbilder mittels experimenteller Techniken und Pendelschwingungen erzeugten, war es die raumgreifende Apparatur des Rhythmographen, unter Zuhilfenahme derer Heidersberger dem Zufall ein Schnippchen schlug: Einmal in Bewegung gesetzt, erzeugt diese fotografische Zeichenmaschine über eine Langzeitbelichtung Lichtspurbilder von äußerster Komplexität. Die auf ihnen fixierten dynamischen Schwingungen schaffen zweidimensionale Objekte mit dreidimensionaler Wirkung. Seine vielfach ausgestellten Aufnahmen schwingenden Lichts wurden unter anderem 1957 auf der XI. Triennale von Mailand mit einer Silbermedaille preisgekürt.
Die Einladung im Jahr 1955, für die neu errichtete Ingenieurschule in Wolfenbüttel ein Wandbild zu erstellen, das die in der Schule vermittelten technischen Disziplinen veranschaulichen sollte, war ihm ein willkommener Anlass, die Beschäftigung mit der Luminographie auszubauen.