7. November - 4. Dezember 2024
RCM Galerie, Paris
Ein „‚Moderner par excellence“ sei der Fotograf Heinrich Heidersberger, so die Kunsthistorikerin Barbara Steiner, denn „wie die künstlerische Avantgarde“ habe dieser versucht, „mit Hilfe neuer technischer und wirtschaftlicher Errungenschaften Ökonomie und Kultur, Industrie und humanistische Ideale, Technologie und Demokratie zu versöhnen“. Damit ist wunderbar auf den Punkt gebracht, was dessen fotografisches Œuvre aus- und zugleich besonders macht: das Miteinander von angewandter und freier Fotografie.
Heidersberger, der am 10. Juni 1906 in Ingolstadt geboren wurde und über Stationen in Linz und Graz, Paris, Den Haag und Kopenhagen, Berlin und Braunschweig seinen Weg nach Wolfsburg fand, verstand es, auch in der auftragsgebundenen Fotografie seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Sein Gespür für architektonische Inszenierungen, markante Blickachsen und präzise Kompositionen verhalf ihm rasch zu einem Namen unter den Architekten der „Braunschweiger Schule“, zugleich wusste er aber auch in der Werbefotografie die unterschiedlichsten Auftraggeber zu überzeugen.
Die während seines Pariser Kunststudiums geknüpften Kontakte zu den französischen Surrealisten, wie auch sein technisches Interesse und Knowhow prägten dagegen seine freien Arbeiten. Zu den bekanntesten unter diesen zählen seine Rhythmogramme, Lissajous-Figuren, die er mit einer eigens konstruierten Lichtpendelmaschine erarbeitete, sowie seine Bildserie „Kleid aus Licht“, für die er mit einer Lichtkanone Loch- und Lamellenschablonen auf die nackte Haut eines weiblichen Aktes projizierte.
Charakteristisch für die Arbeiten von Heidersberger sei, so der Professor für Designtheorie und Designgeschichte Rolf Sachsse, sich für den „gesamten Herstellungsprozess“ zu interessieren und nicht nur für das finale „Resultat, das dann womöglich noch als ewig haltbares Objekt sich selbst musealisiert“. Damit erweise sich der Fotograf eben als „Moderner, als echter Avantgardist - und mehr kann man im 20. Jahrhundert nicht werden“.