„Ich bestätige Ihnen gern“, schrieb mit dem Architekten Friedrich Wilhelm Kraemer einer der Begründer der sogenannten Braunschweiger Schule am 15. Januar 1953 an Heinrich Heidersberger, „daß die von Ihnen hergestellten Fotografien meiner Projekte und ausgeführten Bauten künstlerische Arbeiten darstellen, die mit den üblichen fotografischen Wiedergaben nicht vergleichbar sind.“ Es nimmt daher nicht wunder, dass Kraemer jenen Fotografen, mit dem er am intensivsten zusammenarbeitete, auch für seinen kühnen Kuppelbau im Frankfurter Stadtteil Höchst heranzog, den er für die dort ansässigen Farbwerke Höchst AG zu deren hundertjährigen Gründungsjubiläum realisierte.
Keine andere Aufnahme der multifunktional nutzbaren Jahrhunderthalle - beziehungsweise des Feierabendhauses, wie die ursprüngliche zweckorientierte Bezeichnung lautete - ist so oft abgedruckt worden wie die unmittelbar nach der Einweihung im Januar 1963 getätigte von Heidersberger. Wobei streng genommen von Aufnahmen die Rede sein muss, handelt es sich doch um eine Bildmontage: Auf der ursprünglichen Fotografie findet sich bereits die spiegelglatte Wasserfläche, die die Kugelkalotte derart reflektiert, dass diese sich fast zu einem Kreis formt - jener geometrischen Figur, die für den Architekten in der Gestaltung des Mehrzweckgebäudes formgebend war.
Darüber hinaus hat sich der Fotograf für die Ausschmückung des ursprünglich klaren Winterhimmels in seinem Wolkenarchiv bedient. Die via Montageverfahren in die Bildkomposition eingefügten, federleicht wirkenden Cumuluswolken lassen das Gebäude selbst schweben.