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Expo, Brüssel 1958

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Ob Heinrich Heidersberger aus professioneller Neugier oder für einen konkreten Auftrag 1958 zur Weltausstellung nach Brüssel reiste, ist nicht rekonstruierbar. Angesichts seiner Aufnahmen des noch menschenleeren deutschen Pavillons, der nach einem Entwurf von Sep Ruf und Egon Eiermann erbaut wurde, könnte man meinen, er hätte noch vor der offiziellen Eröffnung Gelegenheit bekommen, sein Handwerk auszuüben. Seine Fotografien der insgesamt acht rechteckigen, streng formalistischen Pavillonbauten, die über einen kühnen, erhöhten Laufsteg miteinander verbunden waren, transportieren die zurückhaltende Botschaft, die die Bundesrepublik der Nachkriegszeit vermitteln wollte - und dies bewusst in Kontrast zu jenem protzigen Vorgänger, den Albert Speer 1937 für die Nationalsozialisten in Paris verwirklicht hatte. Mit ihren transparenten Wänden, die in den Fotografien Heidersbergers den Blick auf die dahinterliegende Bewaldung freigeben, wollten die Pavillons eher Zurückhaltung denn Machtdemonstration zum Ausdruck zu bringen.

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Im Vergleich dazu fotografierte Heidersberger auch andere nationale Repräsentationsbauten - mal anekdotisch, wie im Falle des finnischen Pavillons, dem drei Nonnen enteilen, mal futuristisch, wie im Falle des von innen illuminierten österreichischen Pavillons von Karl Schwanzer in tiefschwarzer Nacht. Mitunter lenkte er den Fokus auf ein einzelnes Gebäudeelement, etwa bei dem einer Turbine ähnelnden kreisrunden, netzartigen Oberlicht des US-amerikanischen Pavillons. Für die dortige Ausstellung, die unter dem Motto „Research for the Good of Humanity“ stand, hatte er - ganz Fotograf der zeitgenössischen Architektur - jedoch keinen Blick übrig. Schon lieber konzentrierte er diesen auf markante Fassadenelemente, Geländer oder Wandteppiche und Kunstwerke.

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Gleichwohl fing der Fotograf natürlich auch die Wahrzeichen der EXPO in einer eigenen Bildsprache ein: so mit einer Nachtaufnahme des „Pfeils des Bauingenieurwesens“, der in seiner Fotokunst zu einem abstrakten Gemälde wird, dem Kuppelbau der Vereinten Nationen von Hugo Van Kuyck oder mit Nahaufnahmen des Atomiums. Einzig verwundert das Fehlen des wohl verwegensten Baus der Weltausstellung: des Pavillons, den Le Corbusier gemeinsam mit dem Komponisten Edgar Varèse und dem Designer Iannis Xenakis als Poème électronique für das niederländische Unternehmen Philips realisiert hatte.

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