Das Jahr 1954 führt Heinrich Heidersberger als Bordfotograf der MS Atlantic gleich dreimal von New York nach Havanna. Tagsüber fotografiert er, längst schon als Auftragsfotograf für Architektur und Industrie etabliert, das Leben an Bord: das fröhliche Treiben am und im Pool, das Sonnenbaden auf dem Deck, Passagiere am Buffet und während des Landgangs. Diese Aufnahmen des unbeschwerten Reiselebens der amerikanischen middle class werden nachts von ihm in einem improvisierten Labor in der Kombüse entwickelt, getrocknet und schon am nächsten Abend während des Dinners für einen Dollar das Stück zum Kauf angeboten. Für die annähernd dreihundert überlieferten Farb-Diapositive fanden sich mutmaßlich damals keine Käufer*innen. Die Zeit zwischen den Überfahrten nutzt Heidersberger für fotografische Streifzüge. Während er in New York mit seiner 6×6 Rolleiflex die Häuserschluchten Manhattans in Schwarzweiß ablichtet, ist er in Havanna als Vertreter der Dokumentar- und Straßenfotografie unterwegs: Seine Momentaufnahmen aus dem Alltag der einfachen Leute zeichnen ein feinschichtiges Portrait Kubas unter dem Diktator Fulgencio Batista, der nur wenige Jahre später durch Fidel Castros Widerstandsbewegung gestürzt werden sollte. Heidersbergers Fotografien wurden 2017 in der Fototeca de Cuba ausgestellt und sind nun Teil der dortigen Sammlung.

• MS ATLANTIC
• 1954 Kuba
• New York
• Reportage
• Streetphotography
• 1950er Jahre