Heinrich Heidersberger, geboren am 10. Juni 1906 in Ingolstadt, war Fotograf und Künstler und blieb der Fotografie bis zu seinem Tod treu. Er wuchs in Linz / Oberösterreich und in Dänemark auf, studierte von 1928-1931 Malerei bei Fernand Léger in Paris und kam über die Reproduktion eigener Werke wie Gemälde und Zeichnungen an die Photographie.
Heidersbergers Entwicklung und sein Bildschaffen waren stark geprägt von der pittura metafisica Giorgio de Chiricos, sowie vom französischen Surrealismus. Sein Streben nach einem zeitgemäßen Ausdruck äußert sich in einer modernistischen Fotografie, die sich mit Technik, Wissenschaft, Ästhetik und Kunst verbindet.
(Ein Telefongespräch vor 54 Jahren...;1990).
Seinen Einstand in die deutsche Fotografie gab er nach seiner erzwungenen Rückkehr 1937 mit einem Bildband über das Flugzeugwerk Heinkel in Oranienburg.
Nach dem Zweiten Weltkrieg avancierte Heidersberger zu einem der führenden Architekturfotografen der Bundesrepublik. Vor allem die namhaften Architekten der sog. Braunschweiger Schule schätzten seine Inszenierungen der modernen Baukunst. Aufgrund seines umfassenden künstlerischen Verständnisses, seiner praktischen Erfahrungen und seines Erfindungsreichtums entstanden in der Arbeit mit führenden Architekten fotografische Bildschöpfungen, die durch die Verbindung von künstlerischer Prägnanz mit dokumentarischer Präzision einzigartig sind.
Neben der Architekturfotografie gehören zu seinem Werk auch Werbe -, Porträt -, und Reportagefotografie. Außerdem schuf Heidersberger, der seit den frühen 1940er Jahren in Braunschweig lebte, große Serien von surrealen und abstrakten Fotografien. Für letztere konstruierte er eigens eine Maschine, den sog. Rhythmographen, den er in den 1950er bis 60er Jahren immer weiter perfektionierte.
Da sich Heidersberger jedoch vorrangig dem Fotografieren widmete und wenig Energie in die Selbstdarstellung investierte, war sein Werk lange Zeit fast nur einem begrenzten Kreis von Fachleuten bekannt. Eine echte Würdigung seines Schaffens setzte erst in den 1980er Jahren ein, wobei sich das Interesse vor allem auf seine freien Arbeiten konzentrierte.
Heinrich Heidersberger wagte es, eigene Vorstellungen zu verwirklichen und neue Sichtweisen auf scheinbar Bekanntes zu eröffnen. Als Künstler hat er seine Arbeit ununterbrochen hinterfragt. Die technischen Restriktionen hat er mit viel Erfindungsgeist und Fachwissen überwunden und den Konflikt von angewandter und künstlerischer Arbeit im Werk offen ausgetragen. Seine Fähigkeit, ästhetische Prinzipien mit funktionalen Aspekten zu verbinden, machten ihn zu einem herausragenden Fotografen der Moderne, der seiner Passion bis ins hohe Alter treu blieb. Am 14. Juli 2006, wenige Wochen nach seinem 100. Geburtstag, verstarb Heinrich Heidersberger in Wolfsburg.
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150416 | Kurzbiographie Heinrich Heidersberger |